Lebendige Kirchen(t)räume
Das Buch hält, was sein Titel verspricht. 73 innovative Bild-Orte (Fallbeispiele) der Diözese Graz-Seckau werden dem Leser durch ein kompetentes Autorenteam kurzweilig vorgestellt. Es ist eine geistige Exkursion zu hervorragend gestalteten sakralen Orten in dieser Diözese, was, unterstützt durch die ausgezeichneten Bilder und Texte, eindrückliche Begegnungen mit diesen besonderen Orten und Räumen ermöglicht.
Wie es Alois Kölbl in seinem Vorwort schreibt, werden „neue Bild-Orte von hohem kreativem und künstlerischem Potential gezeigt. Nicht nur Altäre und Ambonen finden sich mit ihrer Funktion als Skulpturen definiert, auch Fassaden, Beichtstühle und Tauforte werden ganz neu und jenseits klassischer ikonografischer Traditionen als Bild-Orte entdeckt und herausfordernd gestaltet. (S. 14)
Der umfassende Essay von Mag. Johannes Rauchenberger, in dem er kompetent und gut verständlich die verschiedenen Bild-Orte auf Grund der Kultreform des ll. Vatikanischen Konzils, der vorangehenden liturgischen Bewegung und „der Sprache der Kunst auf der Höhe ihrer Zeit“ (S. 26) beleuchtet, ist ein besonderes Juwel. Gelungen sind auch die zahlreichen Bild-Links, die den Text zum einen illustrieren, zum andern Lust zum Erkunden der einzelnen Kunstwerke macht.
Diese werden in der Regel auf vier großzügig gestalteten Seiten mit einer Detailaufnahme des Werks und einer weiteren Aufnahme zur Verortung im Raum sowie einer Beschreibung in deutsch und englisch gezeigt. So führt dieses Buch „im besten Sinn „katholisch“ (…) herzeigbare Beispiele der Konsequenz dieser Reform aus einem Zeitraum eines halben Jahrhunderts vor – nicht mit restaurierten Steinen, sondern gerade durch Kunst.“ (S. 17)
Zusammengefasst ist es ein Buch nach allen Regeln der Kunst: Ein Buch, das nicht prätentiös daherkommt, sondern in einfacher Schönheit aufzeigt, was alles möglich ist mit Offenheit, Kreativität und Mut. Als Basiswerk ist es allen wärmsten empfohlen, die sich mit der Um- oder Neugestaltung von Bildorten in ihrer Kirche auseinandersetzen, insbesondere Priestern, Pastoralreferenten, Sakristanen, die täglich in solchen Räumen arbeiten, aber auch allen, die sich persönlich für spannungsvolle, lebendige Kirchenräume engagieren.
Sakral:Kunst. Innovative Bildorte seit dem II. Vatikanischen Konzil in der Diözese Graz-Seckau. Hrsg. Kunstkommission der Diözese Graz-Seckau (Hermann Glettler, Heimo Kaindl, Alois Kölbl, Miriam Porta, Johannes Rauchenberger, Eva Tangi), Schnell & Steiner Regensburg 2015, 286 Abb., 336 Seiten, ISBN: 978-3-7954-3079-5, 35 Euro