“Bilder der Kunst erinnern daran, dass auch Künstler Schöpfer sind. Mit ihren Werken in Bildern und Tönen (und Worten) leiten sie zum bewussten Wahrnehmen an, stellen neue Sichtweisen auf unsere Welt vor Augen, regen zum eigenen Sehen von Schöpfung an. Sie halten in all ihrem Schaffen Schöpfungsträume lebendig und formen sie mit ihrer Ausdruckskraft neu, ringen und trotzen sie der Wirklichkeit ab. Manchmal geschieht das im Gestalten klassischer Schönheit, manchmal auch in einem verzweifelten Gestalten angesichts des Bedrückenden.
In diesem Sinne sind Glaube und Kunst eng aufeinander bezogen. Glaube braucht Bilder des Vertrauens und der Hoffnung, erinnernde und zukunftswendende Schöpfungsbilder im weiten Sinne. Künstler schaffen Bilder von und in unserer Welt, in denen sie zum Wahrnehmen und Deuten, zum Staunen und Nachdenken, zu neuen Sichtweisen anregen. Freilich lässt sich der Glaube nicht in bestimmten Bildern einfangen, und Kunst bleibt den religiösen Überlieferungen gegenüber selbstständig. Aber im Betrachtenden, Sehenden und Hörenden selbst kann jeweils beides zusammenfinden, können Bilder und Musik (und Dichtung) zum Ausdruck des Glaubens werden. (Frieder Harz)”
M.-L- Goecke-Seischab, Frieder Harz, Christliche Bilder verstehen, München 2004, S. 46