Die Künstler heute sind keine Diener der Theologie. Im Mittelalter war der Glaube in den einzelnen Künstlern so verankert, dass der Auftrag der Kirche mit ihrem eigenen Lebensgefühl übereinstimmte. Gerhard Richter und viele weitere sind selbstständige Künstler, die sich bereitfinden, innerhalb des kirchlichen Umfeldes zu arbeiten. Insofern ist es aber wichtig, dass wir uns nicht einfach ihrer Kunst bedienen, Kirche darf der Kunst keine Vorschriften machen. Die Kunst ist eine eigenständige Möglichkeit der Verkündigung, auch der Evangelisierung, weil sie auf Gott verweist. [Wenn ein Brech oder ein Richter nun ihre tiefen Zweifel am Glauben in ihrer Kunst ausdrücken? (Frage von Cornelius Stiegemann)] Dann können sich die Leute mit ihren eigenen Zweifeln darin wiederfinden und sich fragen, wie sie diese Zweifel überwinden können. Was muss geschehen, damit ich Gott vertraue, damit ich wieder einen Zugang finde? Da kann so ein Kunstwerk doch wie ein Türöffner sein. Deshalb haben auch moderne, kritische Werke in der Kirche ihren Platz.
Bischof Friedhelm Hofmann am 19.10.2018 in www.katholisch.de (entnommen am 05.04.2019)