• Text zum Bildimpuls
  • Informationen zu Kunstwerk und Künstler
  • Kommentare zum Bildimpuls
Hans Thomann, fliegen, 2004
© Hans Thomann

bewegend

Eine stehende Person ist aus den vielen Umrisslinien heraus zu erkennen. Hervorgehoben durch die breite dunkle Linie scheinen Beine und Oberkörper einen festen Platz zu haben, während die Arme von seitlich bis nach oben ausgestreckt in unterschiedlichen Positionen variieren. Auch im Hüftbereich weichen die Linien vom „Hauptstrom“ ab.

Der Künstler Hans Thomann hat den Corpus von über 30 Kreuzen in den Umrisslinien aufgezeichnet.
Die unterschiedlichen Armhaltungen des gekreuzigten Jesus ergeben übereinander eine Bewegung, die dem Auf und Ab eines Flügelschlages nicht unähnlich sind. Zusammengefasst verleihen sie dem irdisch schweren Körper von Jesus so etwas wie Flügel und erhält er die Leichtigkeit eines Engels.

Das Kreuz, an dem Jesus mit Nägeln festgehalten und das ihn noch mehr als sonst an die Erde gebunden hat, ist überwunden. Von seiner Gestalt sind die Umrisse der vielen Darstellungsformen übriggeblieben, vom Licht umgeben und durchflutet. Aus dem Gekreuzigten ist so ein Auferstandener, aus dem Festgehaltenen ein sich Bewegender, aus dem irdischen ein geistiger Leib geworden (vgl. 1 Kor 15,44-49).

Durch die erhobene Handhaltung kommt mir Psalm 47 in den Sinn, wo es heißt: „Ihr Völker alle, klatscht in die Hände; jauchzt Gott zu mit lautem Jubel!“ Die übereinander gezeichneten Gestalten könnten auch für uns Menschen stehen, die über einander folgende Generationen hinweg vor Gott stehen und den Tod und die Auferstehung seines Sohnes feiern.

Die weiteren Verse des gleichen Psalms könnten aus einem solchen Gottesdienst stammen und würden durch die Rede vom Aufstieg und dem Sieg gut in den Kontext dieses Kunstwerkes passen: „Gott stieg empor unter Jubel, der Herr beim Schall der Hörner. Singt unserm Gott, ja singt ihm! Spielt unserm König, spielt ihm! Denn Gott ist König der ganzen Erde. Spielt ihm ein Psalmenlied! Gott wurde König über alle Völker, Gott sitzt auf seinem heiligen Thron. Die Fürsten der Völker sind versammelt als Volk des Gottes Abrahams. Denn Gott gehören die Mächte der Erde; er ist hoch erhaben.“  (Verse 2.6-9)

Patrik Scherrer, 09.04.2005

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert