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Thomas Werk, Stern, 2010
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Leben aus dem Licht

Alles kreist um die Mitte, die sich durch feurige Farben und eine Corona wie bei der Sonne auszeichnet. Fest und doch warm bildet dieser Feuerball das „Herz“ dieses kreisrunden Universums. Ein schwarzgrauer Rand, der nach innen unscharf ausläuft, bildet von der Form, Farbintensität und „Wärme“ her ein Gegenstück zu dieser aus sich selbst heraus strahlenden Mitte. Hart und unmissverständlich begrenzt er diese Welt voller Leben.

Der Raum zwischen Ursprung und Ende lebt durch seine mehrschichtigen Bewegungen. Von hinten nach vorne ist er farblich ähnlich gegliedert wie von der Mitte zum Rand. Kaum sichtbar, bilden weiße Striche als Symbol für das unerschaffene Licht den Grund für alle weiteren Schichten. Die wirklich wahrnehmbare Basis sind jedoch die weichen gelben Pastellstriche, die wie Sonnenstrahlen den Brennpunkt umgeben und wirkmächtig den ganzen Lebensraum durchdringen. Um ihre Bedeutung für die Fülle des Lebens darstellen zu können, sind die Linien weder gerade gezogen noch wiederholen sie sich. Kein Energiestrom gleicht dem anderen, jeder ist einzigartig und bewegt auf seine Weise.

Im Rund verteilt tauchen über der gelben Schicht rote Zeichen auf. Sie sind zum Teil verwischt und wirken wie singuläre Boten der feurigen Mitte – wie Boten der göttlichen Liebe. Wie schwebende Gefäße scheinen sie über die Strahlen hinaus das Leben auf diesem Rund anfeuern zu wollen. Als nächst dunklere Farbe fallen drei blaue Zeichen in der Form eines nach oben weisenden Dreiecks auf. Wie Quellen sind sie um den Feuerbrunnen in ihrer Mitte angeordnet, die Notwendigkeit des Wassers für alles Wachstum andeutend.

Die oberste Schicht bilden graue, feste Striche, die mit dem äußeren Rand eine Einheit erzeugen. Ihre leichten, ja schwungvollen Bewegungen gleichen einem Tanz. Nur sind keine menschlichen Gestalten auszumachen. Und doch kommt es einem vor, als hätte sich eine ganze Gruppe um das Feuer in ihrer Mitte versammelt. Die skizzierten Bewegungen lassen ein Wesen erahnen, etwas Seiendes, das aber mit keinem bekannten Lebewesen vergleichbar ist. Insofern umfasst der in diesem Bild verwendete Strichcode alle Lebewesen.

So kann diese runde Arbeit von Thomas Werk als Sinnbild für die Schöpfung gelesen werden, bei der sich auf der Grundlage des Lichtes, der Wärme und des Wassers auf dem Boden nach und nach das Leben entfaltet. Dabei kommen die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde genauso zur Sprache wie die Bedeutung der Sonne für den ganzen Erdenkreis.

Der Gläubige mag darüber hinaus mit den blauen und roten Zeichen an seine Taufe und das Wirken des Heiligen Geistes erinnert werden. Sie helfen ihm genauso wie die gottesdienstlichen Feiern, für die das Tondo symbolisch auch stehen könnte, das Leben im Spannungsfeld zwischen Geburt und Tod, Gut und Böse, Licht und Dunkelheit, … positiv zu gestalten.

Patrik Scherrer, 25.06.2011

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