(Es ist das) „Prinzip der Kunst: mehr wiederfinden, als verloren gegangen ist.“
Elias Canetti
(Es ist das) „Prinzip der Kunst: mehr wiederfinden, als verloren gegangen ist.“
Elias Canetti
„Es verbindet Kunst und Kirche, dass sie es mit dem Unaussprechlichen, dem ganz anderen zu tun haben – etwas sagen und zeigen zu müssen, was eigentlich nicht zu sagen ist.“
Susanne Breit-Kessler
„Alles, was uns umgibt, prägt uns, und in dem es uns prägt, prägt es das Werk. Darum glaube ich, wenn wir nur ganz und gar ehrlich mit uns sind, wird das, was wir sagen oder schreiben, jeden anrühren. Es wird andere anrühren, wenn es tief aus unserem Innern kommt, denn dort beginnt der Kontakt zwischen den Menschen.“
Magdalena Abakanowicz
„Große Kunst ist welthaltig, auch und gerade, wenn sie nicht unmittelbar abbildend sein will. Das Unbewusste ist nicht so getrennt vom Bewusstsein und von realen Erfahrungen, wie viele annehmen. Die Welt gräbt sich ins Unbewusste ein. Realität ist durchaus in unbewusst entstandener Kunst enthalten, kann sogar eine konzentrierte, gesteigerte Dimension annehmen – so wie im Traum.“
Hanna Gagel, So viel Energie. Künstlerinnen in der dritten Lebensphase, Berlin 2005, S.198.
„Ohne die Schönheit wäre die Kunst gar nichts. Denn Kunst ist eigentlich nicht die interessanteste Art und Weise, etwas über die Welt zu erfahren. Literatur und Journalismus können viel besser informieren. Aber die Kunst ist gut im Zeigen.“
Jeff Wall, 2010
„Eine Erfahrung aus vielen Ausstellungen in Kirchen und in religiösen Kontexten ist, dass zeitgenössische Kunst sich dort noch einmal anders zeigt als im Museum oder der Galerie. Einerseits verstehen wir, dass sich Moderne und Zeitgenossenschaft nicht aus einem luftleeren, säkularen Raum entwickelt und in einer vieltausend–jährigen Geschichte fußt. In unserer Ausstellung beachten wir jedoch sorgsam den autonomen Charakter jedes einzelnen Kunstwerkes und sehen anderseits, welches Gefühl es in uns auslöst. Wir sind sehr überzeugt, dass jedes gute Kunstwerk einen spirituellen Impetus in sich trägt, der sich dem Publikum mitteilt. Diesen nennen wir den Funken Gottes! Und so wird aus einer Schule des Sehens eine Schule des Fühlens.“
Alexander Ochs
Kunst und Seelsorge laden ein, sich mit offenem Blick und offenem Ohr auf das Gegenüber, sei es Kunstwerk oder Mitmensch, einzulassen. Beide leben von der Bereitschaft, sich berühren zu lassen und auf innere Resonanzen zu hören. Sie wenden sich dem Hoffnungsvollen und Kostbaren in der Welt und in der menschlichen Seele ebenso zu wie dem Dunklen und Verletzten und halten sich offen für das Unerwartete in der Begegnung. So fordert die Begegnung mit dem Kunstwerk ebenso wie die seelsorgliche Begegnung dazu auf, Neues zu entdecken und dem Schöpfungsgeist Raum zu geben.
„Liturgie muss Raum geben für die Erfahrung des ganz Anderen, darf nicht bruchlos in der Alltagserfahrung aufgehen, muss Ort sein für Mysterium und Erlebnis.“
Thomas Sternberg, in: voll Gott, Kath. Kirchgemeinde Maria Geburt, Aschaffenburg (Hrsg.), Regensburg 2019, S. 37
„farbe / in ihrer sinnlichen erfahrbarkeit / als tastende substanz / oder fast körperlose lasur, / in einem unermesslichen reichtum / von unterschiedlichen intensitäten / in einer nicht überschaubaren vierlzahl / von überlagerungen / und durchdringungen, / bewegt hingeschrieben / oder ruhig gesetzt, m a l e r e i“
Raimund Girke
„Ein Kunstwerk lässt sich nicht einengen und eingrenzen. Es ist immer offen in seiner Bedeutungsvielfalt und offen für Deutungen. … Gerade das Zeichenhafte …, das Symbolische, das Vokabular und die Sprache der Farben sind darauf angelegt, dass die Betrachter beginnen, mit ihnen etwas anzufangen. Und sie fangen mit ihnen etwas an, sobald sie sich auf das Spiel der Kunst einlassen. Dann bringen sie nach ihrer Weise Unerhörtes zur Sprache und zu Gesicht, solches, das in den Grenzen des Raumes nicht zu fassen ist.“
Wolfgang Urban am 01.11.2012 im Vortrag: Die „Kunst der Farbe“ im Raum des Glaubens
Die Künstler heute sind keine Diener der Theologie. Im Mittelalter war der Glaube in den einzelnen Künstlern so verankert, dass der Auftrag der Kirche mit ihrem eigenen Lebensgefühl übereinstimmte. Gerhard Richter und viele weitere sind selbstständige Künstler, die sich bereitfinden, innerhalb des kirchlichen Umfeldes zu arbeiten. Insofern ist es aber wichtig, dass wir uns nicht einfach ihrer Kunst bedienen, Kirche darf der Kunst keine Vorschriften machen. Die Kunst ist eine eigenständige Möglichkeit der Verkündigung, auch der Evangelisierung, weil sie auf Gott verweist. [Wenn ein Brech oder ein Richter nun ihre tiefen Zweifel am Glauben in ihrer Kunst ausdrücken? (Frage von Cornelius Stiegemann)] Dann können sich die Leute mit ihren eigenen Zweifeln darin wiederfinden und sich fragen, wie sie diese Zweifel überwinden können. Was muss geschehen, damit ich Gott vertraue, damit ich wieder einen Zugang finde? Da kann so ein Kunstwerk doch wie ein Türöffner sein. Deshalb haben auch moderne, kritische Werke in der Kirche ihren Platz.
Bischof Friedhelm Hofmann am 19.10.2018 in www.katholisch.de (entnommen am 05.04.2019)
„Ich habe mit vielen Materialien experimentiert. Ich arbeite auch mit Material, das viel Berührung und Verwendung durch Menschen erlebt und erfahren hat …, und diese Arten von Material und Arbeit sind stärker aufgeladen als bei Materialien/Werken, bei denen ich mit Maschinen gearbeitet habe. Kunst erwächst aus jeder spezifischen Situation, und ich glaube, Künstler sollten besser mit dem arbeiten, was ihre jeweilige Umgebung gerade bereitstellt.“
El Anatsui, 2003
„Es hat sich gezeigt, dass sie [die Kunst] nicht nur ein Luxusmittel für die Reichen und Saturierten, sondern ein Lebensmittel für die Bedürftigen ist.“ Was Max Reinhard 1917 unter dem Eindruck der ‚furchtbaren Wirklichkeit‘ des ersten Weltkriegs und im Blick auf die Kunst des Theaters schrieb, hat ein Jahrhundert später nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt. ‚Lebensmittel-Sein‘, das verbindet die Künste mit der Religion. Beiden ist es eigen, die großen Existenzfragen der Menschen und des Menschseins zu stellen und wachzuhalten: Leben und Tod, Schmerz und Erlösung, Schuld und Versöhnung, Angst und Hoffnung, Lüge und Wahrheit …
Peter Stengele in: Was ist wahr – Kunstpreis der Erzdiözese Freiburg 2019, S. 5
„Denn ein Weg zur Wirklichkeit geht über Bilder. Ich glaube nicht, dass es einen besseren Weg gibt. Man hält sich an das, was sich nicht verändert, und schöpft damit das immer Veränderliche aus. Bilder sind Netze, was auf ihnen erscheint, ist der haltbare Fang. Manches entschlüpft und manches verfault, doch man versucht es wieder, man trägt die Netze mit sich herum, wirft sie aus, und sie stärken sich an ihren Fängen. Es ist aber wichtig, dass diese Bilder auch außerhalb vom Menschen bestehen, in ihm selbst sind sie der Veränderlichkeit unterworfen.“
Elias Canetti, Die Fackel im Ohr. Lebensgeschichte 1921-1931. Frankfurt a. M. 2015 (ungekürzte Ausgabe 1982), S. 110.
Von der Schöpfung bis zum Licht der Welt des Evangeliums ist die biblische Erzählung nicht ohne Licht denkbar. Es ist Antithese zum Chaos, das Gegenstück zur Finsternis, eine Quelle von Güte und Gerechtigkeit, Zeichen des Lebens.
Maria Baumann
„Kunst soll anregen zu sehen und die Augen öffnen für geistige Landschaften in unserem Inneren: Unverborgenheit sozusagen. Es geht dabei um Intensivierung der Wahrnehmung, um etwas zu begreifen, was nicht neu ist, was man im Grunde durchaus weiß.“
Josef Roßmaier
Was verstehen wir unter dem Geistigen in der Kunst? Es ist zunächst das Gegenteil einer rein naturalistischen Kunstauffassung, von der sich die Avantgarde vor 100 Jahren abwandte. Es meint darüber hinaus die Aufladung einer Darstellung mit einer zweiten Ebene, die auf etwas Größeres verweist. Unsichtbare, schwer fassbare
Zusammenhänge werden in Farben und Formen übersetzt. Für Kandinsky ist die Erfahrung der Synästhesie wesentlich; Malewitsch spricht vom „Widerhall des Alls“, das er auszudrücken versucht.
Aus der Pressemitteilung zur Ausstellung „Über das Geistige in der Kunst. 100 Jahre nach Kandinsky und Malewitsch“ vom 12.09. – 10.11. 2018 in der Galerie der Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst e.V. in München
„Das Erlebnis der Kunst ist eine Frage des Zwischenraums. Genau genommen entsteht die Kunst erst in diesem Zwischenraum: dem Zwischenraum der Werke zueinander, der eine Disposition für den Abstand des Betrachters zu den Werken stellt. In diesem Zwischenraum und mit der Fokussierung auf das, was einen als Betrachter ganz subjektiv interessieren könnte, verwandelt sich das Material zu dem, was Kunst ausmacht. Es sind daher die eigenen Entdeckungen, die zu ermöglichen das Anliegen einer Ausstellung sein sollte. In ihnen verbirgt sich das Potential der Wirksamkeit der Kunst. Hierin gleicht der Blick des Betrachters dem des Künstlers, der am eigenen Werk die Verwandlung von Material in Kunst erlebt.“
Stefan Kraus, Der ästhetische Augenblick. Versuch über die Sprachlosigkeit, Vortrag am Aschermittwoch der Künstler 2009 in Köln
„Wissen, das man nicht brauchen lernt oder überhaupt nicht brauchen kann, ist in künstlerischen Dingen so überflüssig wie überall und oft geradezu schädlich. Denn, an sich eine unfruchtbare Sache, hat es die Tendenz, steril zu machen, namentlich das gelernte, nicht selbst erworbene Wissen. Was bei der Betrachtung des Kunstwerkes an Wissen und Erkenntnis nötig wird, sollte stets entwickelt, nie mitgeteilt werden. […] Es muss immerwährend mit dem Auge gearbeitet werden.“
Alfred Lichtenwark, erster deutscher Museumspädagoge, in: Übungen in der Betrachtung von Kunstwerken, 1902
„Ein anziehendes Bild lässt die Botschaft als etwas empfinden, das (…) mit dem eigenen Leben in Verbindung gebracht wird.“