getrennte Welten

“Das Gemeinsame von Kunst und Kirche wäre dann, dass beide Systeme im Menschen Bewegung und Prozesse in Gang setzen können.”

“Die Kirche hat einen zu begrenzten Anspruch an die Kunst. Sie will Vertrautes, einen kontrollierten Ausdruck, den Effekt der Bestätigung oder der Wiedererkennbarkeit. Sie will, dass die Kunst etwas darstellen soll. Die Kunst hat aber nichts darzustellen. Sie soll keine programmatischen Inhalte ausdrücken. Mein Eindruck ist, dass die Kirche nicht mehr genügend Sehkraft hat. Sie ist des Sehens müde und sieht auf eine enge, ängstliche Weise.” (S. 110)

“Kunst und Kirche sind getrennte Welten und müssen es bleiben. Sie dürfen sich gegenseitig keine Vorschriften machen. Sie müssen einander herausfordern und die punktuelle Begegnung zu einem beglückenden Augenblick machen. Nur wenn sie sich auf diese Herausforderung einlassen, können Prozesse ablaufen, an deren Ende für beide Seiten neue Sichten stehen.” (S. 116)

P. Friedhelm Mennekes im Gespräch mit Brigitta Lenz in: “Zwischen Freiheit und Bindung, Köln 2008

fragwürdige Bilder

“Eine religiöse Welt braucht aber die Kunst, um das Geheimnis, um das es bei ihr geht, geheimnisbezogen auszudrücken – in Form von Sinnbildern und Symbolen, die Nachdenklichkeit, Erstauen, Entzücken, aber auch Schrecken auslösen. Doch ein solcher Ausdruck gilt immer nur bedingt und darf niemals festgehalten werden. Bilder sind immer fragwürdig.”

P. Friedhelm Mennekes im Gespräch mit Brigitta Lenz in: “Zwischen Freiheit und Bindung, Köln 2008, S. 106

Symbolkraft

“Im übrigen ist nichts schwerer zu begreifen als ein symbolisches Kunstwerk. Ein Symbol wächst über den, der es gebraucht, stets hinaus und lässt ihn tatsächlich mehr ausdrücken …”

Albert Camus

religiöse Qualität

„Kunst kann in jeder Form eine religiöse Qualität annehmen, wo sie den großen Fragen unserer Existenz begegnet, den fundamentalen Themen, die dem Leben den Sinn geben. Dadurch werden sie zu einem Weg tiefer innerer Reflexion und Spiritualität.“

Papst Benedikt XVI. am 21.11.2009 in seiner Ansprache an 270 geladene KünstlerInnen

“Mein Bild von Gott”

“Reichenauer Künstlertage” diskutieren über Kirchenräume, Lebensgefühle und Glauben

Bericht von Jürgen Springer in der Zeitschrift: Christ in der Gegenwart 47/2006

Die Enquete-Kommission des Bundestags „Kultur in Deutschland” hat festgestellt, daß die Kirchen zu den zentralen kulturpolitischen Trägern des Landes gehören. Etwa ein Fünftel des Kirchensteuer-Aufkommens wird in kulturelle Belange investiert. Das ist im Verhältnis mehr, als der Staat derzeit dafür aufbringt. Das Christentum hat die Künste viele Jahrhunderte lang geprägt und gefördert. Kirchen waren und sind Auftraggeber für Maler, Architekten, Komponisten … Zugleich brachte die neuzeitliche Emanzipationsgeschichte auch etliche Spannungen zwischen Kunst und Kirche, mit vielfältigen Abbruchen, mit Verlusten. Ein schwieriges Verhältnis.
Um so mehr überrascht es, was Markus Lüpertz, einer der bedeutendsten Maler und Bildhauer der Gegenwart, neulich in der Zeitschrift „Politik und Kultur” (5/2006) über die Verantwortung der Kirchen für die Kunst gesagt hat. Das Christentum stehe für ein unvergleichliches Zeugnis bildender Kunst. Daraus erwachse ihm „ein großer Auftrag”: Qualitäten zu schulen und selber mit dem Anspruch „höchster Qualität” an das künstlerische Schaffen der Gegenwart heranzutreten. „“Mein Bild von Gott”“ weiterlesen

Kraft der Kunst

“Die Kunst kann für einen Maler viele Dimensionen, viele Perspektiven haben. Für mich liegt die wahre Bedeutung eines Kunstwerks in seiner Kraft, unser individuelles Bewusstsein so zu verändern, dass wir, und wenn nur für einen Augenblick, eine höhere Realität wahrnehmen können. Dies ist die wahre Bedeutung der Kunst. Sie hilft, die Welt zu interpretieren und zu verstehen. Natürlich hat die Kunst noch andere Werte, rein ästhetische oder ethische zum Beispiel. Sie hat auch etwas mit Gesellschaftskritik und politischer Stellungnahme zu tun.”
Antoni Tàpies