Gegenstand der Auseinandersetzung

„Kunst und Religion habe ich immer getrennt. Das ist mir ganz wesentlich. (…) Sie (die Kunst) ist autonom geworden. Seither gibt es einen ziemlichen Bruch zwischen Kirche und Kunst. Dieser Bruch wird deutlich, indem man in eine Kirche geht und feststellt, dass es dort weiterhin keine Kunst gibt (…) Kunst ist kein Einrichtungsgegenstand. Kunst ist für mich ein Gegenstand der Auseinandersetzung, nicht der Schmückung.“

P. Friedhelm Mennekes SJ

Das Entscheidende liegt im Unsichtbaren

“Die im Stillen verborgene Intensität: Materie, Licht, Klang, ausgedehnt in Raum und Zeit, evozieren die Wahrnehmung, das Denken, den Geist jenseits der Wirklichkeit. Die Erschaffung eines Kunstwerkes bedeutet, diese Elemente in eine Selbstdarstellung zu bringen, sie zu übersetzen. Die sogenannte Wirklichkeit ist nur die Spitze des Eisberges. Das Entscheidende liegt im Unsichtbaren. Es verbirgt sich gerade im Banalen, in den stillen Dingen des Alltags.”

Noriyuki Haraguchi

getrennte Welten

“Das Gemeinsame von Kunst und Kirche wäre dann, dass beide Systeme im Menschen Bewegung und Prozesse in Gang setzen können.”

“Die Kirche hat einen zu begrenzten Anspruch an die Kunst. Sie will Vertrautes, einen kontrollierten Ausdruck, den Effekt der Bestätigung oder der Wiedererkennbarkeit. Sie will, dass die Kunst etwas darstellen soll. Die Kunst hat aber nichts darzustellen. Sie soll keine programmatischen Inhalte ausdrücken. Mein Eindruck ist, dass die Kirche nicht mehr genügend Sehkraft hat. Sie ist des Sehens müde und sieht auf eine enge, ängstliche Weise.” (S. 110)

“Kunst und Kirche sind getrennte Welten und müssen es bleiben. Sie dürfen sich gegenseitig keine Vorschriften machen. Sie müssen einander herausfordern und die punktuelle Begegnung zu einem beglückenden Augenblick machen. Nur wenn sie sich auf diese Herausforderung einlassen, können Prozesse ablaufen, an deren Ende für beide Seiten neue Sichten stehen.” (S. 116)

P. Friedhelm Mennekes im Gespräch mit Brigitta Lenz in: “Zwischen Freiheit und Bindung, Köln 2008

fragwürdige Bilder

“Eine religiöse Welt braucht aber die Kunst, um das Geheimnis, um das es bei ihr geht, geheimnisbezogen auszudrücken – in Form von Sinnbildern und Symbolen, die Nachdenklichkeit, Erstauen, Entzücken, aber auch Schrecken auslösen. Doch ein solcher Ausdruck gilt immer nur bedingt und darf niemals festgehalten werden. Bilder sind immer fragwürdig.”

P. Friedhelm Mennekes im Gespräch mit Brigitta Lenz in: “Zwischen Freiheit und Bindung, Köln 2008, S. 106

Symbolkraft

“Im übrigen ist nichts schwerer zu begreifen als ein symbolisches Kunstwerk. Ein Symbol wächst über den, der es gebraucht, stets hinaus und lässt ihn tatsächlich mehr ausdrücken …”

Albert Camus

religiöse Qualität

„Kunst kann in jeder Form eine religiöse Qualität annehmen, wo sie den großen Fragen unserer Existenz begegnet, den fundamentalen Themen, die dem Leben den Sinn geben. Dadurch werden sie zu einem Weg tiefer innerer Reflexion und Spiritualität.“

Papst Benedikt XVI. am 21.11.2009 in seiner Ansprache an 270 geladene KünstlerInnen

“Mein Bild von Gott”

“Reichenauer Künstlertage“ diskutieren über Kirchenräume, Lebensgefühle und Glauben

Bericht von Jürgen Springer in der Zeitschrift: Christ in der Gegenwart 47/2006

Die Enquete-Kommission des Bundestags „Kultur in Deutschland“ hat festgestellt, daß die Kirchen zu den zentralen kulturpolitischen Trägern des Landes gehören. Etwa ein Fünftel des Kirchensteuer-Aufkommens wird in kulturelle Belange investiert. Das ist im Verhältnis mehr, als der Staat derzeit dafür aufbringt. Das Christentum hat die Künste viele Jahrhunderte lang geprägt und gefördert. Kirchen waren und sind Auftraggeber für Maler, Architekten, Komponisten … Zugleich brachte die neuzeitliche Emanzipationsgeschichte auch etliche Spannungen zwischen Kunst und Kirche, mit vielfältigen Abbruchen, mit Verlusten. Ein schwieriges Verhältnis.
Um so mehr überrascht es, was Markus Lüpertz, einer der bedeutendsten Maler und Bildhauer der Gegenwart, neulich in der Zeitschrift „Politik und Kultur“ (5/2006) über die Verantwortung der Kirchen für die Kunst gesagt hat. Das Christentum stehe für ein unvergleichliches Zeugnis bildender Kunst. Daraus erwachse ihm „ein großer Auftrag“: Qualitäten zu schulen und selber mit dem Anspruch „höchster Qualität“ an das künstlerische Schaffen der Gegenwart heranzutreten. „“Mein Bild von Gott”“ weiterlesen

Michael Triegel. Wirklich?

Suche nach der Wahrheit

Der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 16. April bis 20. Juni 2010 im Museum St. Ulrich in Regensburg zeigt auf 70 Seiten 18 Gemälde der letzten 10 Jahre, 3 Zeichnungen, 12 wunderschöne Landschaftsaquarelle und 22 Druckgrafiken. Die ganzseitigen Abbildungen der Gemälde und die gute Druckqualität vermitteln viel von der altmeisterlichen Perfektion des 1968 geborenen Michael Triegel und der Schönheit seiner Arbeiten. „Michael Triegel. Wirklich?“ weiterlesen

Michael Triegel – Verwandlung der Götter

Göttlich-menschliche Bilderwelten eines Malerfürsten

Wenn sich ein Malerfürst des 21. Jahrhunderts mit den Göttern der Antike und den zentralen Gestalten des Christentums anlegt, dann darf man einiges erwarten. Micheal Triegel zeigt sich als Meister seines Faches, der auch einen Vergleich mit Raffael nicht scheuen muss (Papst Benedikt XVI. begrüßte bei der ersten Begegnung seinen Portraitisten mit: „Sie sind also mein Raffael!“). Dies umso mehr, als er wie kein zweiter Maler unserer Zeit die Auseinandersetzung zwischen dem vergänglichen Mensch und dem ewig Göttlichen in altmeisterlicher Kunstfertigkeit italienischer Renaissancekünstler malt, doch gleichzeitig ganz neue Wege in der Komposition geht.

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Tobias Kammerer – Zeitgemäße Wand- und Deckenfassungen für Sakralbauten

Räume des Lebens

Der Bildband gibt einen umfassenden Einblick in das großartige Schaffen eines Künstlers, der es versteht, durch seine künstlerischen Eingriffe „leere“ Kirchenräume wieder zum Leben zu erwecken und ihnen eine geistige Tiefe zu verleihen. Im Vordergrund stehen seine Wand- und Deckenfassungen, die situativ durch die Gestaltung der Glasfenster und der Prinzipalien wie Altar, Ambo, Sedilien und Osterleuchter ergänzt zu einzigartigen Gesamtkunstwerken tendieren.

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Kometenstreifen des Himmels. Über das Geistliche in der Kunst

Geistliches

Von einem Bischof als Hirten der Ortskirche erwartet man, dass er das Wort des Lebens für die Gläubigen auf ihr Niveau herunter zu brechen vermag. Dass Bischof Hofmann sich auch Bilder des Lebens zu deuten vorgenommen hat, spricht von seiner Affinität zur Kunst. Der Titel des Buches „Kometenstreifen des Himmels – über das Geistliche in der Kunst“ lässt in seiner Anspielung an das Buch von Wassily Kandinsky Großes und Tiefschürfendes erwarten, eine Grundhaltung gewissermaßen. „Kometenstreifen des Himmels. Über das Geistliche in der Kunst“ weiterlesen

Zwischen Freiheit und Bindung

Friedhelm Mennekes im Gespräch über Kirche und Kunst

Der Initiantin, Frau Brigitta Lentz, sei für dieses wunderbare Buch gedankt. Ihre Absicht, mit den Gesprächen das segensreiche Wirken von Friedhelm Mennekes nochmals zur Sprache kommen zu lassen, ist gelungen. Dabei geht die Retroperspektive des 65-Jährigen über sein langjähriges Wirken in der Kirche und Kunststation Sankt Peter hinaus, um eine erste Lebensbilanz zu ziehen und Zukunftsperspektiven zu betrachten. „Zwischen Freiheit und Bindung“ weiterlesen

Christusbilder sehen und verstehen

Augenöffner

In seinem aktuellen Buch beweist Günter Lange von neuem seine Meisterschaft, Bilder mit biblischen Darstellungen durch seine pädagogisch und didaktisch fundierten Hinführungen in einem ganz neuen Licht zu sehen. Das Buch wird der Überschrift des Klappentextes „Sehen lernen – mit Genuss“ voll und ganz gerecht. Die 30 Bilder folgen dem Lebensweg Jesu und lassen bekannte und unbekannte Bilder aus nahezu 17 Jahrhunderten neu entdecken. „Christusbilder sehen und verstehen“ weiterlesen

Zeitgenössische Kunst zur Bibel

Dialog auf Augenhöhe

128 Arbeiten von 91 Künstlern vereinigt der Bildband zur Wanderausstellung „Zeitgenössische Kunst zur Bibel“. Für Pfarrer Johannes Beer war der 490. Jahrestag der ersten lutherischen Bibelausgabe mit Bildern von Lucas Cranach und das Reformationsjubiläum 2017 der Anlass, Künstlerinnen und Künstler einzuladen, ein Werk zur Bibel einzureichen. Dies ohne Vorgaben. Um „neue Erfahrungen zu ermöglichen und Vorurteile zu entkräften. […] „Zeitgenössische Kunst zur Bibel“ weiterlesen

Das Kreuz. Gestalt, Wirkung, Deutung

Vertiefte Kreuz-Gedanken

Der evangelische Theologe Dr. Hans-Günter Heimbrock geht in seinem gut 200-seitigen Buch dem Kreuz auf den Grund. Er nähert er sich dem zentralen Zeichen des Christentums phänomenologisch. Zum einen über exemplarische Erfahrungen, die gläubige wie ungläubige Menschen mit dem Kreuz gemacht haben, zum anderen über zufällige Kreuz-Gestaltungen. „Das Kreuz. Gestalt, Wirkung, Deutung“ weiterlesen

neues LICHT

Innovatives Kunstprojekt in 10 Kirchen Würzburgs

„Neues Licht“ gibt Einblicke in das innovative Kunstprojekt von Ludger Hinse in zehn Kirchen Würzburgs während der Fastenzeit 2016. Es vermittelt mit eindrucksvollen Fotografien die Leuchtkraft und Farbigkeit der einzigartigen Kreuze von Ludger Hinse, die „Himmelsleitern“ und „Schlüssel für die Türen zur himmlischen Herrlichkeit und in die Welt des Geistes“ für den Künstler darstellen. „neues LICHT“ weiterlesen

Vom Allmächtigen zum Leibhaftigen

Neue Bilderwelten zum christlichen Glauben

Der Katalog zu den gleichnamigen Ausstellungen im Kunsthaus Apolda (bis 28.3.) und im RELiGIO – Westfälisches Museum für religiöse Kultur, Telgte (10.6. – 4.9.2016) gibt einen Einblick in die nahezu unbekannte Bilderwelt der Sammlung SØR Rusche. Für die Ausstellung sind etwa 30 Arbeiten des niederländischen Barock und 80 zeitgenössische Arbeiten ausgewählt worden. Sie bilden spannungsvolle Bögen zwischen dem 17. Jh. und der Gegenwart, zwischen den Niederlanden und (Ost-)Deutschland/Polen. „Vom Allmächtigen zum Leibhaftigen“ weiterlesen

The Problem of God

Inszenierung des Heiligen

Um es vorweg zu nehmen, der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im K21 in Düsseldorf ist eine bibliophile Kostbarkeit. Nicht wegen seines Formats, der Seitenanzahl oder vielen Abbildungen. Sondern wegen seines Konzepts, mit dem die verschiedenen Akteure – Künstler, Autoren, Kuratoren, Kunstwerke und Texte in Anlehnung an den Ausstellungstitel das Göttliche, oder anders gesagt das Heilige, Transzendente und Besondere inszeniert haben. „The Problem of God“ weiterlesen

Kunst im Leben der Kirche. Eine 2000-jährige Beziehung

Sichtbarmachung von Botschaften

Prof. Mons. Timothy Verdon, Kunsthistoriker und Leiter des Büros für die „Katechese durch die Kunst“ der Erzdiözese Florenz, verfolgt in diesem Buch „die Entwicklung der Kunst im Leben der Kirche“ und will dabei „die besondere Fähigkeit der Bilder, Inhalt und Wahrheit des Glaubens an Christus zu vermitteln, aufzeigen.“ In sieben katechetischen Themenblöcken (Biblia pauperum, Das sichtbare Wort, Eine Zeichensprache, Die menschliche Geschichte, Der Kosmos, Das Gebet, Das vollständige Werk) analysiert er „den Prozess zur Sichtbarmachung der Botschaften, die von der Kirche weitergegeben werden sollen.“ (10) „Kunst im Leben der Kirche. Eine 2000-jährige Beziehung“ weiterlesen